Die Unternehmen des Industriegebietes Nord positionieren sich zur Neuausschreibung des öffentlichen Nahverkehrs.

Der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) steht in Deutschland – aber auch in Rheine – schon heute vor bedeutenden Herausforderungen. Die Wichtigkeit für die Umwelt-, Stadt -und Regionalentwicklung wird sich zukünftig weiter verstärken. Mit dem neuen Deutschlandticket und dem steigenden CO2 Preis ab Januar 2024 erweitern sich zeitgleich die Ansprüche und Anforderungen an den ÖPNV. Diese Entwicklung erfordert grundsätzlich erhebliche Angebotsverbesserungen in der Ausstattung und dem Kundenservice. Den Erfordernissen steht entgegen, dass die ÖPNV-Infrastruktur bereits zu diesem Zeitpunkt mit erheblichen Kosten verbunden ist.

Mit dem Nahverkehrskonzept der Stadt Rheine wird nun, vor diesem Hintergrund, bis zum Ende des Jahres über die wichtigen Zielsetzungen und Weichenstellungen für das ÖPNV-Angebot der nächsten Jahre, deren Finanzierung und somit über einen bedeutenden Teil der Zukunftsfähigkeit des Standortes Rheine entschieden. Das Gewerbelinienangebot ist auch ein zentrales Thema für die hiesigen Unternehmen, die sich in einem gemeinsamen Arbeitstermin zu diesen wichtigen Fragestellungen ausgetauscht haben. Dabei stellte Ingo Niehaus, Geschäftsführer der EWG- Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Rheine mbH heraus, „eine nachhaltige Pendlermobilität leistet einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und -gewinnung und ist im Ergebnis ein wichtiger Erfolgsfaktor für die wachsenden Unternehmen in Rheine“.

„Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Branchen sind auf bedarfsgerechte öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, zumal aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung die Bedeutung des ÖPNV zum Teil erheblich zugenommen hat und weiter zunehmen wird“, hebt Frank Hanzlik, Niederlassungsleiter des Unternehmens Dachser und Anlieger im Gewerbegebiet Nord weiter den dringenden Bedarf hervor. „Die Verfügbarkeit der dringend gesuchten Fachkräfte hängt für die Zukunft auch entscheidend von den bedarfsorientierten Entwicklungen des ÖPNV ab“, erläutert ergänzend der Geschäftsführer Bernhard Rieken von der Firma Hermann Reckers GmbH und Co. KG. Christoph Südhoff vom Unternehmen Clemens Lammers GmbH & Co. KG führt weiter aus: „Die Einführung der G-Linien war und ist wichtig für unsere Mitarbeitenden. Wir stellen zunehmend fest, dass sie sich vom Auto wegorientieren, alternative Verkehrsmittel für ihren Arbeitsweg nutzen wollen, Geflüchtete nicht über einen eigenen PKW verfügen…Insofern bitten wir, die Gewerbelinien nicht zu streichen und bedarfsgerecht auszubauen!“.

Unterstützt wird die Positionierung der Unternehmen durch die aktuelle Studie der Conoscope GmbH in Kooperation mit dem Kowid Leipzig im Auftrag des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Diese kommt zu dem zentralen Ergebnis, “dass der öffentliche Verkehr neben seinen unzweifelhaften Vorteilen hinsichtlich Emissionen und ressourcenschonender Mobilität auch einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen für die Wertschöpfung in Deutschland und vor Ort hat“.

In Rheine könnten jedoch auf Basis des zukünftigen Nahverkehrskonzeptes insbesondere die
G-Linien, welche in die Gewerbegebiete pendeln, stark eingeschränkt werden. Die Linie G2 würde gemäß aktueller Empfehlung komplett gestrichen und die Linie G1 lediglich im Stundentakt fahren.

Auf Intervention der Initiative „Rheine-Standort der guten Arbeitgeber“ wurde damals das Modellprojekt initiiert. Schon im Jahr 2021 haben die Unternehmen in diversen Gesprächen deutlich gemacht, dass das ausgearbeitete ÖPNV- Konzept in die Gewerbegebiete in Teilen zeitlich für Mitarbeiter der Betriebe nicht passt und Bushaltestellen-Standorte, die bisher provisorisch eingerichtet sind, noch einer Optimierung bedarfen. Zudem wurde das Angebot im Rahmen der Erprobungsphase – auch vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen rund um Corona- nur sehr zurückhaltend kommuniziert und ist daher noch nicht bei den Mitarbeitenden als verlässliche Mobilitätsalternative angekommen.

Die Einstellung der G2 Linie und die Reduzierung der Linie G1 ist vor diesem Hintergrund für die Unternehmen im Gewerbegebiet nicht akzeptabel. Es hat u.a. im Sommer eine Zählung der Fahrgastzahlen stattgefunden, gleichwohl sind die tatsächlichen und insbesondere auch die zukünftigen Bedürfnisse der Unternehmen bzw. die damit verknüpften Pendlerströme der Beschäftigten, nicht ausreichend berücksichtigt. Darüber hinaus befindet sich durch die intensiven Ansiedlungsbemühungen in der Vergangenheit, der Standort Rheine auch in einem starken Unternehmenswachstum. Neu angesiedelte Unternehmen melden Bedarfe an, die in der bisherigen Ermittlung noch keine ausreichende Rolle spielen. Dieses bestätigt das Unternehmen Panattoni Deutschland: “Die Vermarktung unserer Immobilie am Offenbergweg und die Akquise attraktiver Unternehmen für den Panattoni Park Rheine hängt stark von der Infrastruktur ab. Eine funktionierende ÖPNV-Andienung ist hier ein wesentlicher Entscheidungsfaktor für zukünftige Mieter und potenziell vielen Fachkräften“, betont Fred-Markus Bohne, Managing Partner Panattoni für Deutschland und Österreich.

„Wir brauchen in dieser prosperierenden Stadt, die zudem der zweitgrößte Standort im Münsterland ist, passende ÖPNV-Verkehre, die die Beschäftigten bedarfsgerecht auch zu den Betrieben bringen“, fasst Ludger Kleuser vom Unternehmen NewCold, welches aktuell intensiv am Standort Rheine investiert, die Mindestanforderungen zusammen.

PDF zum Download:PM_ÖPNV Gewerbegebiete